Jaguar hat eine bewegende Firmengeschichte hinter sich. Geprägt von Umbenennungen, Übernahmen und Veränderungen bei der Firmen-Philosophie. Von Motorrad-Beiwagen über Limousinen hin zu Sportwagen, Jaguar steht mit seinen Fahrzeugen für Kraft und Eleganz. Außerdem wird mit Jaguar immer ein Stück ein Luxus, Freiheit und Wildheit verbunden.
Tiere sind seit vielen Jahren ein sehr beliebtes Symbol bei Automarken. Es werden dabei aber im Normalfall keine „langweiligen“ Tiere gewählt, sondern Tiere, die mit gewissen Eigenschaften verbunden werden. Nehmen wir beispielsweise Ferrari mit dem „cavallino rampante“, eines der bekanntesten Markenzeichen der Welt. Es zeigt einen aufsteigenden Hengst, dieser wird mit Kraft, Geschwindigkeit und Wildheit verbunden. Ein anderes Beispiel dafür ist bei Lamborghini zu finden, ein Kampfstier der angriffslustig den Kopf gesenkt hält – bereit alles auf die Hörner zu nehmen, was sich ihm in den Weg stellt.
Auch bei Jaguar lässt sich ein Tier als Symbolfigur finden. Die Kühlerfigur, auch Leaper (to leap (engl.): springen) genannt, soll die Attribute der britischen Nobelmarke verkörpern: Kraft und Eleganz. Sowohl der heutige Firmenname als auch die Figur gehen auf den sogenannten S.S. Jaguar zurück, ein Modell, das Swallow Sidecars 1935 auf den Markt brachte.
Der von F. Gordon Crosby geschaffene Leaper rückte schnell in das Zentrum des Marken-Konzepts: Die Bezeichnung Jaguar galt fortan für alle Modelle, 1945 folgte die Umbenennung der Firma in Jaguar Cars Limited. Die Original-Skulptur von Crosby existiert übrigens heute noch. Sie befindet sich im Besitz des Jaguar-Devotionalien-Sammlers Tony Bailey und steht als Leihgabe im Jaguar Daimler Heritage Trust Museum in der Browns Lane, Coventry.
Aber von Anfang an…
Begonnen hat die Jaguar-Geschichte im Sommer 1922. Sir William Lyons und Williams Walmsley gründeten das Unternehmen Swallow Sidecar im englischen Blackpool und stellten zunächst Motorrad-Seitenwagen her. 1929 folgte dann der Umzug nach Coventry. Hier entstanden unter anderem auch die ersten Sportwagen-Karosserien. Im Jahr 1931 stellt Lyons mit dem S.S. 1 seinen ersten selbst konstruierten Wagen vor.
Dieser erwies sich trotz der zu dieser Zeit herrschenden wirtschaftlicher Depression als großer Erfolg. Zwischen 1936 und 1940 entstand unter dem seit 1933 neu eingeführten Firmennamen „S.S. Cars“ eine ganze Modellpalette, die bis zum S.S. 100 „3 ½ litre“ mit 125 PS reichte. Ihn gab es als viertürige Limousine und zweitürigen Roadster.
Der Markenname entsteht
Erst im Oktober 1935 erschien erstmals ein S.S.-Modell mit der Zusatzbezeichnung „Jaguar“ – in der neuen S.S. 2 ½ Liter Limousine. Jaguar prägte sich so in das Gedächtnis der Leute weltweit ein – so die offizielle Version – dass daraus 1945 der Markenname wurde. Denn das Kürzel ,,SS“ war nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus nachvollziehbarem Grund nicht mehr angemessen. 1935 debütierte ebenfalls mit dem SS100 der erste „echte“ Jaguar Sportwagen.
Auf der London Motor Show im Oktober 1948 feierte mit dem XK 120 der Urahn der XK-Baureihe Premiere. Der eigentlich nur als Ersatz für eine nicht rechtzeitig fertig gewordene große Limousine gedachte Roadster verzückte das Publikum auf Anhieb. Der XK 120 veränderte die bis dahin geltenden Vorstellungen von einem Sportwagen grundlegend, öffnete für Jaguar den bis heute wichtigen amerikanischen Markt und legte über den Sechszylinder-Reihenmotor den Grundstein für spätere Rennsiege.
Geschichte schrieben viele der Modelle aus Coventry – doch das bekannteste, beliebteste und auch schönste Modell ist der Jaguar E-Type. Dessen Produktion einen Schub durch ein Unglück erhielt.
Jaguar und die Erfolge auf der Rennstrecke
Zur Marke Jaguar gehören untrennbar auch die Erfolge auf den Rennstrecken der Welt. Herausragend sind dabei die fünf Siege bei den 24 Stunden von Le Mans – 1951 und 1953 mit dem C-Type, 1955, 1956 und 1957 mit dem D-Type.
Der XK120 ist ein völlig neuartiger Sportwagen und dient als Testplattform für den revolutionären XK-Motor von Jaguar. Er gilt damals als schnellster Serienwagen der Welt. Im Jahr 1949 überquert der XK120 die Ziellinie in Silverstone als Sieger. Ein Jahr später gehen in Le Mans gleich drei XK120 zum ersten Mal an den Start. Dies markiert den Beginn einer neuen Ära im Motorsport.
Im Jahr 1951 kommt der Luftfahrtingenieur Malcom Sayer zu Jaguar und bringt Disziplin und Spitzenleistung von den Aeronauten mit. Sein erstes Projekt, der C‑Type, erringt den Sieg in Le Mans. Der Rennfahrer Stirling Moss stellt einen neuen Rundenrekord auf. Im Jahr 1953 gewinnt der C‑Type erneut in Le Mans und belegt drei der ersten vier Plätze.
Schlechtes Wetter verhindert 1954 den Sieg des D-Type in Le Mans, trotz einer für damalige Verhältnisse unglaublichen Spitzengeschwindigkeit von 273 km/h. Das windschnittige Fahrzeug holt den Sieg jedoch in den Jahren 1955, 1956 und 1957 nach – in letzteren sogar mit fünf der ersten sechs Platzierungen. Bis heute gehört der D-Type zu den erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten.
Fabrikbrand beschleunigt Produktion von E-Type
Jaguar wollte natürlich Kapital aus diesen Erfolgen schlagen und lancierte 1956 den XK-SS. Doch am 12. Februar 1957 brannte die Produktions-Fabrik ab. Nach nur 17 gebauten Exemplaren musste die Produktion eingestellt werden. Doch so schnell gab Jaguar-Chef Sir William Lyons nicht auf. Er brauchte einen Nachfolger für seinen in die Jahre gekommenen Sportwagen XK. Schon 1957 stand der „E1A“ auf den Rädern. Eine Art D-Type, aber deutlich länger. Dieses eine Mal hatte Lyons nicht selbst am Design gebastelt, sondern die Arbeit Malcom Sayer überlassen. Der E-Type trat 1960 bei dem 24 Stunden-Rennen von Le Mans an, allerdings ohne Erfolg.
Damit blieb der Erfolg auf der Rennstrecke mit dem E-Type zwar aus, aber dafür war die Vorstellung auf der Genfer Automobil-Messe 1961 ein voller Erfolg. Der E-Type stahl allen anderen Neuvorstellungen die Show, egal ob von Ferrari oder Maserati. Eine zusätzliche Überraschung war das zweite E-Type Model vor dem Gelände mit der Chassis-Nummer 885.002 (besser bekannt als 9600 HP). Diesen hatte Bob Berry in einer Nacht und Nebel Aktion von England in einer Nacht nach Genf gefahren. Die Menschen waren verzaubert und der Mythos um den E-Type war geboren- und hält sich bis heute.
Auf der Rennstrecke hatten dafür andere Jaguar-Modelle wieder mehr Erfolg
1982 tritt der britische Rennfahrer Tom Walkinshaw mit seinem Team TWR und einem Jaguar XJS mit V12-Motor in der Tourenwagen-Europameisterschaft an und trägt in mehreren Rennen den Sieg davon. 1984 gewinnen Jaguar und TWR mit Walkinshaw als Fahrer sowohl die ETCC als auch das 24-Stunden-Rennen von Spa.
Die XJR-Modelle stellen ihre Ausdauer mit einem geschlossenen Cockpit in den wichtigsten Langstreckenrennen der Welt unter Beweis – so auch der XJR-9 im Jahr 1988. Der Superrennwagen mit V12-Motor gewinnt die 24-Stunden-Rennen in Daytona und Le Mans, wo Fahrer Martin Brundle und Jaguar jeweils in der Fahrer- und Herstellerwertung Siege einfahren.
Design-Ikonen markieren die Jaguar Geschichte
Die Geschichte von Jaguar wird in großer Regelmäßigkeit von neuen Design-Highlights geprägt – wie erstmals durch den im Oktober 1948 vorgestellten XK 120, der die bis dahin geltende Vorstellung von einem Sportwagen grundlegend veränderte. Besonders auffällig dabei: Die hinteren Kotflügel schoben sich wie bei der Raubkatze zum Vorwärtssprung zusammen, während sich die vorderen schon weit nach vorne streckten. Das Design bietet schon einen kleinen Vorgeschmack auf den E-Type.
Technologische Meilensteine
Auch technologisch setzte Jaguar immer wieder Meilensteine. Los ging es mit dem neuen XK-Sechszylindermotor, der in leistungsgesteigerter Form auch das Herzstück der Jaguar Le Mans-Rennwagen C-Type und D-Type bildete. Auch im XK Nachfolger E-Type und selbst noch in den XJ-Limousinen der 1980er-Jahre galt er als Rückgrat der Jaguar Motorenpalette.
Zuvor bereits hatte Jaguar im August 1952 mit einer aufsehenerregenden Rekordfahrt die Beständigkeit des XK eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Unter dem Motto „Sieben Tage, sieben Nächte“ trugen sich die Piloten Stirling Moss, Jack Fairman, Bert Hadley und Leslie Johnson in die Annalen ein. Mit einem bronzefarbigen Coupé (Kennzeichen LWK 707) fuhren sie auf dem Autodrom von Linas-Montlhéry bei Paris volle 27.113 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 171 km/h ab. Damit holten sie gleich neun Weltrekorde nach England.
Ein weiteres Beispiel für den Pioniergeist der Marke ist die Scheibenbremse. 1953 gab sie in Le Mans ihr Renndebüt, nur vier Jahre später profitierte der 210 PS starke XK 150 als erstes Serienmodell von der damals bahnbrechenden Technologie.
In den Siebzigern verlor Jaguar zusehends Marktanteile, ehe die Edel-Marke 1989 von Ford übernommen wurde. Doch als es den Amerikanern 2008 selbst immer schlechter stand, verkauften sie Jaguar zusammen mit Land Rover an den indischen Autohersteller Tata Motors. Seitdem geht es bei den Briten wieder bergauf.
Der Mythos E-Type
Von Enzo Ferrari einst als „Das schönste Auto der Welt“ betitelt, verkörperte der Jaguar E-Type den Glamour und den Reiz der Swinging 60´s Als Nachfolger des XK 150 feierte der E-Type 1961 auf dem Genfer Autosalon Weltpremiere und schlug ein wie eine Bombe. Wunderschön, atemberaubend schnell, überraschend preiswert und als Coupé und Roadster bestellbar
Doch wie kann es sein, dass ein Auto sechzig Jahre nach seinem ersten Erscheinen immer noch die Motorszene dominiert? Es mag seltsam erscheinen, aber der E-Type wird von Jung und Alt gleichermaßen verehrt. Er scheint nie zu verblassen oder zu verschwinden. Das Design des Wagens war und ist das, was ihn auszeichnet. Vor 1961 waren die meisten Sportwagenmodelle nüchtern und ziemlich vorhersehbar, selbst die von italienischen Designern wie Pininfarina.
Ferrari, Maserati und Alfa Romeo hatten 1961 alle neue Modelle vorgestellt, aber wer erinnert sich heute noch an sie? Wenn man den Genfer Automobilsalon erwähnt, antwortet jeder, der sich für Autos interessiert, sofort „E-Type“. Man muss sich nur die Ersatzteile ansehen, die auf dem Nachrüstmarkt erhältlich sind, um den E-Type auf der Straße zu halten.
Diese reichen von kompletten Karosserien und Beleuchtungen bis hin zu kleineren Teilen, die bei den meisten anderen Modellen selten und schwer zu finden sind. Sogar der XK-Motor ist als Neuanfertigung erhältlich. Darüber hinaus hat Jaguar Classic im Jahr 2015 acht brandneue Lightweight E-Types hergestellt. Alle waren bereits verkauft, bevor das erste Exemplar fertiggestellt war. Dies verdeutlicht eindrucksvoll das dieses besondere Jaguar-Modell wirklich eine starke und engagierte Anhängerschaft auf der ganzen Welt hat.
Das Wirken von Malcom Sayer
Malcom Sayer übernahm 1957 das Design des E-Type und nicht wie sonst Sir William Lyon. Sayer war ein hervorragender und fantasievoller Mathematiker und Experte für Aerodynamik, der während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in der Flugzeugindustrie für de Havilland und die Bristol Aeroplane Company arbeitete.
Bei Jaguar brachte er diese Fähigkeiten sowie die Methoden des Leichtbaues von Flugzeugen ein. Außerdem veränderte er durch seinen ausgeprägten Sinn für Stil von Jaguar, weg von den stilvoll und üppig gestalteten Limousinen hinzu unvergleichlichen Sport- und Rennwagen – leicht, katzenartig und eher wie ein flügelloses Kampfflugzeug.
Bis 1974 wurde der E-Type gebaut – in den Serien 1 bis 3, plus 1,5. Die beiden ersten Varianten setzten auf einen Reihensechszylinder, Serie 3 war (speziell für den US-Markt) mit einem V12-Motor unterwegs. 1966 wurde noch der 2+2 angeboten, ein Coupé mit längerem Radstand und damit mehr Raum für die Insassen.
Der E-Type bringt zudem einige Besonderheiten mit sich, beispielsweise die Heckklappe, die man nur von innen öffnen kann. Ein verchromter, runder Griff hinter dem Beifahrersitz an der Seite, eingefasst wie ein Kunstwerk, hebt den Hintereingang an.
Der Einstieg ins Coupé ist dank der breiten und hohen Schweller zwar ein wenig kompliziert, aber machbar. Nur wer größer als 180 Zentimeter ist, könnte unter Platzproblemen leiden. Wichtig ist auch: Serie 1 ist nicht gleich Serie 1. Jaguar hat die erste Generation ein paarmal optimiert – beginnend beim Getriebe.
Sammlerobjekt mit Chance auf eine hohe Rendite
Besonders die Oldtimer Modelle erfreuen sich bis heute einer großen Beliebtheit. Der Vorteil bei Jaguar ist, dass es einen fast unerschöpflichen Nachschub an Ersatzteile auf dem Markt gibt. Daher befinden sich viele Modelle in einem ausgezeichneten Zustand mit originalen Ersatzteilen.
Heute sind die Modelle aus dem Jahr 1961 im Durchschnitt für 353.800 Euro zu bekommen. Besonders gut entwickelt haben sich auch die Preise bei den Jaguar E-Type Modellen aus den Jahren 1962 und 1964. Der Preis dieser beiden Modelle ist allein im letzten Jahr um rund 11,9 Prozent gestiegen. Der Jaguar E-Type 1962 ist im Durchschnitt für 199.000 Euro erhältlich und der Jaguar E-Type 1964 für 175.700 Euro.