Wer heute an Ferrari denkt, hat vielleicht den Formel-1-Piloten Michael Schumacher im Kopf oder denkt an TV-Serien wie Miami Vice oder Magnum. Tatsächlich hat es Ferrari geschafft in jeder Generation sein Bild von einem Rennwagen einzupflanzen. Unzählige Modelle, die von bekannten und weniger bekannten Sportwagenfans gefahren wurden, haben das Image des rassigen Italieners mit dem springenden Pferd im Logo geprägt – Hauptsache schnell, laut und puristisch.
Die Legende entsteht
Die Anfänge der Sportwagen Legende Ferrari gehen auf den italienischen Rennfahrer Enzo Ferrari zurück, der seit den 1920er Jahren als Werksfahrer bei Alfa Romeo Furore machte. Zwischen 1929 und 1938 leitete er ein eigenes Team, das mit Wagen von Alfa Romeo unterwegs war. In dieser Zeit prägte er für seinen Rennstall den Namen Scuderia Ferrari – der bis heute aus dem Motorsport nicht mehr wegzudenken ist.
Ferrari steht grundsätzlich erst einmal für Rennsport. Das machte Enzo Ferrari bereits mit seinem ersten Modell, dem Ferrari 125 S, deutlich. Das Fahrzeug mit einem 12-Zylinder-Motor gewann bereits im Mai 1947 sein erstes Rennen – den Großen Preis von Rom – und bildete damit den Auftakt von mehr als 5.000 Siegen in den unterschiedlichsten Autorennen.
Allein in der Formel 1 war die Scuderia Ferrari in 243 Rennen siegreich. Zuletzt mit Carlos Sainz beim Großen Preis von Singapur im September 2023. Das inzwischen über 70 Jahre andauernde Engagement in der Königsklasse des Motorsports wurde mit 1 Fahrer- und 16 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften gekrönt. Damit ist die Scuderia Ferrari das mit Abstand erfolgreichste Team der Formel-1-Geschichte. Rennfahrer-Legenden wie Wolfgang Graf Berghe von Trips, Phil Hill, Niki Lauda oder Michael Schumacher sind untrennbar mit Ferrari verbunden.
Der Jetset steigt ein
Standen am Anfang nur Rennwagen auf dem Programm von Ferrari folgten ab den 1950er Jahren auch einfachere Sportwagen. Ein Highlight bis heute ist der 1954 auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellte Ferrari 250 GT Coupé. Es war Ferraris erster Versuch einer Standardisierung der Modellpalette für den „normale“ Autofahrer. Es handelte sich um eine Weiterentwicklung des 250 Europa. Ein 12-Zylinder-Motor war auch hier ein absolutes Muss. Die Modellbezeichnung 250 sollte für viele Jahre Sportlichkeit und Luxus miteinander vereinen. Speziell der 250 GT Berlinetta stand hier im Fokus des Jetset. In den 1960er Jahren folgten der 365.
Maßgeblich am Erfolg von Ferrari waren nicht nur die Leistungsdaten rund um die 12-Zylinder-Motoren, sondern auch das Design. Dafür zeichnet sich das von Battista Farina gegründete Designstudio Pininfarina verantwortlich. Fast alle straßentauglichen Ferraris wurden seit Mitte der 50er Jahre von Pininfarina entworfen.
Die Macht der Rennstrecke
Bei allem sportlichen Erfolg war Ferrari lange Zeit ein finanzschwaches Unternehmen. Da half auch die Beliebtheit im Jetset wenig. Dennoch war das Unternehmen so begehrt, dass 1963 Ford versuchte Ferrari für 18 Mio. US-Dollar zu kaufen. Hintergrund dieser Idee war, dass Ford-Chef Henry Ford II gerne werbewirksame Erfolge bei den beliebten Langstreckenrennen von Le Mans und Indianapolis eingefahren hätte.
Leider fehlten damals die entsprechenden Fahrzeuge so kam man in Dearborn auf die Idee, einfach den Erfolgsgaranten Ferrari zu übernehmen. Doch Enzo Ferrari ging letztendlich nicht auf das Angebot ein. Ford reagierte erschüttert und reagierte dennoch souverän. Mit dem Ford GT40 brachte der US-Autobauer ab 1964 einen starken Konkurrenten zu den Langstreckenrennen. Eindrucksvoll wurde dieser Zweikampf zwischen Ford und Ferrari im Kinohit Le Mans mit Steve McQueen in der Hauptrolle verfilmt.
Die Stärke des Sportwagenprogramms von Ford und die zunehmende Konkurrenz durch Porsche brachten Ferrari unter finanziellen Druck. Für die weitere Produktentwicklung brauchte Ferrari Geld. Fündig wurde er bei den Nachbarn aus Turin. 1969 verkaufte Enzo Ferrari die Hälfte seiner Anteile an den Fiat-Konzern. Kurz darauf erhöhten die Turiner ihre Beteiligung auf 90 Prozent.
Mehr Ferrari für alle
Dank der Beteiligung von Fiat war es Ferrari ab den 1970er Jahren möglich neben teuren Rennwagen und exklusiven Sportwagen auch Fahrzeuge zu entwickeln, die größere Absatzzahlen und höhere Gewinne ermöglichten. Der wirtschaftliche Durchbruch gelang allerdings erst nach dem Tod von Enzo Ferrari 1988. Modelle wie der F40 der 348 oder der 456 GT waren in den 1990er Jahre erfolgreiche Modelle. Unterstützt durch die Erfolge bei der Formel 1 mit Michael Schumacher, gelang es 1999 mit dem Ferrari 360 das meistverkaufte Ferrari-Modell auf den Markt zu bringen.
Dessen Nachfolger F430 und 458 und 488 war ein ähnlicher Absatzerfolg trotz ähnlich langer Bauzeiträumen zwar nicht vergönnt, dennoch stimmte die Kasse bei Ferrari. Wachsende Umsatz- und Gewinnzahlen sprechen eine deutliche Sprache. Inzwischen gilt das Unternehmen als der profitabelste Autobauer der Welt. Rund 69.000 Euro pro Fahrzeug soll Ferrari 2018 verdient haben.