Wälder sind weit mehr als nur eine Sammlung von Bäumen. Sie sind komplexe Ökosysteme, die für die Erhaltung des Lebens auf der Erde unerlässlich sind. Sie bieten eine Grundlage für nachhaltige Entwicklung und Wohlstand. Der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern sind daher von entscheidender Bedeutung, um ihre vielfältigen Funktionen für zukünftige Generationen zu erhalten.
Kinder lernen es bereits im Kindergarten und in der Grundschule: Ein Wald hat viele Funktionen. Aber auch ein einzelner Baum bietet viele verschiedene Lebensräume. Er ist Teil eines großen Ökosystems. Er ist bevölkert von Vögeln, Insekten, Pilzen, Säugetieren und vielem mehr. Das Holz eines Baumes kann man vielseitig verwenden. Auch hat ein Baum in seinem Lebenszyklus viele Gesichter und bietet während dieser langen Zeit unterschiedliche Nischen. Er startet als Keimling, wird zu einer kleinen Pflanze und nach langer Zeit zu einem großen stattlichen Baum. Irgendwann wird aber auch dieser Baum alt, kann dann aber immer noch als Totholz wertvoller Lebensraum sein.
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Rund ein Drittel der Landfläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt, was Deutschland zu einem der waldreichsten Länder in Europa macht. Die Wälder werden neben ihrer Funktion für die Holzproduktion bis heute von der breiten Öffentlichkeit häufig als „Natur“ oder sogar als „Wildnis“ wahrgenommen. Dabei wird übersehen, dass sie seit Ende der letzten Eiszeit aufgrund der menschlichen Einflussnahme immer Kulturlandschaften waren, deren Vielfalt im Wesentlichen auf den wandelbaren Ansprüchen verschiedenster Gesellschaften an den Wald beruht.
„Der Wald ist ein vielfältiger Lebensraum, doch auch ein Einzelbaum gibt uns die Möglichkeit vieles zu entdecken.“
Alexandra Arnold, Geschäftsführerin des Deutschen Forstvereins (DFV)
In Baden-Württemberg gibt es viel Wald, der einlädt zum Wandern, zum Spaziergehen und die Natur zu erleben und zu genießen. Allein der Staatswald hat über 300.000 Hektar und ist der größte Forstbetrieb des Landes. Einer der privaten Forstbetriebe im Ländle ist wiederum die Hofkammer des Hauses Württemberg.
Der herzogliche Forstbetrieb umfasst einen Flächenbestand von 5200 Hektar und ist in drei Reviere aufgeteilt. Zwei davon liegen in der Region Altshausen, Sigmaringen sowie Friedrichshafen. Ein Revier liegt unmittelbar in der Region: Im Raum Heilbronn, Großbottwar, Winnenden.
Die Bewirtschaftung steht in der bewährten Tradition einer über zweihundert Jahre alten geregelten Forstwirtschaft. Die Hofkammer lebt das Thema Nachhaltigkeit quasi schon seit mehr als 200 Jahren. Ein Blick in die Historie:
Nachhaltigkeit gibt es schon seit 200 Jahren
Der württembergische König Wilhelm I. hat weitsichtig gehandelt, als er im Frühling des Jahres 1821 verfügt hat, dass ein eigener Forstbetrieb aufgebaut wird, unabhängig vom staatlichen Forst und unabhängig von der Staatskasse:
„Der König an die Hofdomänenkammer: Ich habe deren Anbringen vom 29. vor[igen] M[ona]ts, betreffende die Uebernahme der hofkammerlichen Waldungen u. Jagden in eigene Administration eingesehen, u. gebe darauf zu erkennen, daß ich sämtlichen diesfälligen Anträgen u. insbesondere dem vorgelegten Plane für die Eintheilung der Bezirke, die Bestellung des Personals u. dessen Besoldung Meine Genehmigung ertheile.
Die Hof-Domainen-Kammer hat hienach das Weitere einzuleiten u. angetragenermaßen wegen der auf die Hofkammer von dem Staat zu übernehmenden Forstdiener mit dem Finanz-Miniserium eine Uebereinkunft abzuschließen, welche Mir zur Genehmigung vorzulegen ist.“ Stuttgart, d. 2. Juni 1821 Wilhelm
Damit wurde auch im Forst eine strikte Trennung zwischen dem Staatsbesitz und dem königlichen Privatbesitz der königlichen Familie vollzogen. Schon Jahrhunderte zuvor hatte die württembergische Regentenfamilie aus politischen Gründen begonnen, ein eigenes Privatvermögen aufzubauen. Seit 1514 konnten die württembergischen Herzöge nur noch mit Zustimmung der Landstände, einer Vertretung der 60 führenden württembergischen Familien, neue Steuern einführen.
Deshalb versuchten die Herzöge, Güter für ihr privates Vermögen zu erwerben. Seit 1649 ließen sie dieses private Vermögen von einer eigenen Behörde, der Kammerschreiberei, verwalten. Durch Erwerbungen von Dörfern, Gütern, Weinbergen und Wäldern wuchs diese Kammerschreiberei gut an. Dabei mussten die Herzöge von Württemberg ihr Vermögen genauso wie andere Güterbesitzer verwalten lassen.
Heute, im 21. Jahrhundert zeigt sich für die Hofkammer, dass ein Forstbetrieb – wenn er umsichtig und vorausschauend geführt wird – viele Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte bestehen und sowohl ökonomisch wie auch ökologisch sehr wertvolle Beiträge liefern kann. „Bäume sind wahre Teamplayer und hervorragende Netzwerker. Jeder einzelne davon steht mit kräftigem Wurzelwerk gut verankert in der Erde und ist doch Teil eines großen Ganzen“, weiß Michael Herzog von Württemberg.
Wald ist Refugium für Mensch und Tier
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Der Wald hat vielfältige Funktionen, er ist einerseits Wirtschaftsraum, andererseits Erholungsraum, und in immer stärkerem Maße wird er als wichtiger Klimafaktor wahrgenommen.
„Unserem Forstbetrieb ist es in den vergangenen Jahrzehnten sehr gut gelungen, diese sich teilweise widersprechenden Nutzungen gut unter einen Hut zu bringen, den vielfältigen Anforderungen an einen gesunden und wertvollen Wald gerecht zu werden und die Zukunftsfähigkeit unserer Forste sicherzustellen“, sagt Herzog Michael.
Nachhaltigkeit ist hierbei Trumpf. Durch die räumliche Verteilung und Vielfältigkeit ist der Hofkammerwald Erholungsraum für zahlreiche Freizeitaktivitäten für Jung und Alt. Der Wald ist aber auch Lebensstätte und Rückzugsgebiet für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Mehr als die Hälfe der Waldfläche befindet sich in Schutzgebieten und besteht aus Naturschutzgebieten und NATURA 2000-Gebieten, Waldbiotopen, Bodenschutz- und Wasserschutzgebieten, Landschaftsschutzgebieten oder Naturparks.
Der Wald der Zukunft
Die Nachhaltigkeit in den herzoglichen Wäldern wird durch die Forsteinrichtung überprüft und überwacht. Die Forsteinrichtung ist die zehnjährige Waldinventur, in der sämtliche Bestände wiederkehrend gemessen, beurteilt und für die nächsten zehn Jahre überplant werden. Im zehnjährigen Rhythmus werden die Zuwächse, die Holzvorräte, die Baumartenanteile, die Altersstruktur, der Pflegezustand und die Veränderungen der Flächen in einem umfangreichen Forsteinrichtungswerk erfasst.
Diese Ergebnisse sind Grundlagen für den Forstbetrieb als Steuerung und Planungsinstrument, mit der Festsetzung der nachhaltig möglichen Holznutzung und der Verjüngungsplanung. Der Forstbetrieb des Herzogs von Württemberg ist entsprechend nach PEFC zertifiziert. „Auch die eingesetzten Einschlagsunternehmer haben sich einer Zertifizierung nach PEFC-Norm unterzogen“, so die Hofkammer.
PEFC ist das weltweit größte unabhängige Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft. Holz- und Papierprodukte mit dem PEFC-Siegel stammen nachweislich aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiger Waldbewirtschaftung.
Im Forstbetrieb Herzog von Württemberg wird zudem nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen gewirtschaftet. Die Anforderungen an eine multifunktionale Forstwirtschaft sind vielfältig und das Rad der Mechanisierung und Digitalisierung dreht sich auch im Wald immer schneller. Aber auch im Bereich des klassischen Waldbaus setzt der Betrieb auf die Erkenntnisse der Forschung und Lehre. Um hierbei nach neuesten Erkenntnissen wirtschaften zu können, kooperiert der Betrieb mit den Forstlichen Universitäten und Hochschulen.