Liebe Gäste, liebe Freunde der Gastronomie,
stellen Sie sich vor, die nächste Pizza kostet schon bald 18 Euro, der Cappuccino zehn Euro und ein Essen im Lieblingsrestaurant wird zum seltenen Luxus. Klingt nach Übertreibung? Leider nicht. Die Debatte um die Mehrwertsteuer in der Gastronomie ist keine bloße Zahlenfrage – sie betrifft unsere Lebensqualität, die Vielfalt unserer Städte und Dörfer und letztlich unser soziales Miteinander.
Denn die Gastronomie ist weit mehr als nur eine Branche, die Essen und Trinken bereitstellt. Sie ist Begegnung, Genuss und ein Ort, an dem wir unsere Gemeinschaft feiern – bei einem Geschäftsessen, einem Familienfest oder einem spontanen Treffen mit Freunden. Lokale Cafés, Bistros und Restaurants prägen nicht nur im Kreis Ludwigsburg und in unserer gesamten Region das kulturelle Leben und schaffen Arbeitsplätze, Perspektiven und Erlebnisse, die weit über den Teller hinausreichen.

Was ein ermäßigter Steuersatz für uns alle bedeuten würde
Doch unsere Gastronomie steht unter Druck. Schlimmer: In der Gastronomie unseres Landes herrscht Alarmstufe Rot. Viele Betriebe haben schon aufgegeben, andere stehen mit dem Rücken zur Wand. Steigende Energiekosten, höhere Löhne und teurere Lebensmittel belasten die Betriebe massiv. In dieser ohnehin angespannten Situation wurde dann die Erhöhung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf 19 Prozent zum Jahresanfang 2024 für viele Gastronomen zur Existenzfrage.
Laut einer DEHOGA-Umfrage schaffen es nicht einmal 15 Prozent der Betriebe, die Preiserhöhungen, die aufgrund der höheren Steuer dringend notwendig wären, am Markt durchzusetzen. Der Rest zahlt drauf, streicht Investitionen, kürzt Öffnungszeiten oder schließt gleich ganz. Es sind also nicht nur die Betriebe, die leiden – wir alle sind betroffen.
Der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent wäre nicht nur eine finanzielle Erleichterung für Gastronomen, sondern auch ein Schutzschild für uns alle als Gäste. Ohne ihn müssten Betriebe ihre Preise weiter drastisch erhöhen, um die gestiegenen Kosten zu decken. „7 Prozent wirken wie ein Puffer, der Genuss für alle erschwinglich hält“, sagen viele Branchenvertreter. Und genau das brauchen wir – eine Gastronomie, die für jeden zugänglich bleibt, unabhängig vom Geldbeutel.
Die Realität ist, dass Gastronomen ohnehin schmale Margen haben. Von einem Hauptgericht für 20 Euro bleiben nach Abzug von Kosten für Personal, Miete, Energie und Waren oft nur wenige Euro Gewinn. Der ermäßigte Steuersatz ermöglicht es, diese Balance zu wahren und Preise auf einem Niveau zu halten, das Gäste nicht abschreckt.
Irrtümer, die wir ausräumen müssen
Viele Missverständnisse über die Gastronomie verschärfen die Debatte. Hier einmal ein Blick auf die häufigsten Irrtümer – und die Realität dahinter:
„Restaurants verdienen an jedem Gericht kräftig“: Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Betriebe arbeiten mit minimalen Gewinnspannen. Jeder Kostenanstieg – sei es durch Rohstoffe, Energie oder höhere Steuern – trifft sie hart.
„Selbst kochen ist billiger“: Natürlich ist Kochen zu Hause günstiger. Doch beim Essen im Restaurant zahlen wir nicht nur für das Essen, sondern für Service, Atmosphäre und die Möglichkeit, eine gute Zeit zu verbringen.
„Die Mehrwertsteuer betrifft nur den Gastronomen“: Falsch! Die Erhöhung auf 19 Prozent hat unweigerlich die Preise für Gäste in die Höhe getrieben. Letztlich zahlen wir alle diese Mehrkosten.
„Gastronomie ist Luxus“: Für viele ist ein Besuch im Restaurant längst Teil des Alltags – ob für ein schnelles Mittagessen oder einen Kaffee zwischendurch. Gastronomie schafft Lebensqualität und ist kein reiner Luxus.

„Die Preise sind stabil“: Tatsächlich sind die Preise in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Steigende Betriebskosten zwingen Betriebe, diese an die Gäste weiterzugeben. Der ermäßigte Steuersatz hilft, die Erhöhungen zu begrenzen.
Wer profitiert eigentlich von der durchgeführten Erhöhung auf 19 Prozent? Die Antwort: fast ausschließlich der Staat. Die zusätzlichen Einnahmen landen in der Staatskasse, während die Gastronomiebranche keine direkte Entlastung erhält. Für viele kleinere Betriebe bedeutet die Erhöhung langfristig den Todesstoß – und das hätte fatale Auswirkungen auf die Vielfalt und das soziale Leben in unseren Städten und Gemeinden.
Ein Appell an die Politik – und an uns alle
Unterstützen Sie Ihre lokalen Betriebe! Besuchen Sie Restaurants, Cafés und Bistros in Ihrer Nähe. Jede Bestellung, jedes Lob und jedes Trinkgeld hilft, diese Branche zu stärken. Empfehlen Sie gute Betriebe weiter. Gleichzeitig sollten wir alle ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig die 7 Prozent Mehrwertsteuer für uns alle wäre.
Die Gastronomie ist ein essenzieller Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Sie ist ein Ort der Begegnung, des Genusses und des Miteinanders.
Die Gastronomie ist zudem ein bedeutender Wirtschaftszweig und Arbeitgeber in der Region. Unsere DEHOGA-Betriebe im Landkreis Ludwigsburg bieten Arbeits- und Ausbildungsplätze für Tausende Menschen – vom Koch bis zur Servicekraft. Sie tragen damit nicht nur zur lokalen Wirtschaft bei, sondern schaffen auch Perspektiven für junge Talente und Quereinsteiger. Jeder Besuch in einem Café, Restaurant oder Gasthaus hilft, diese Arbeitsplätze zu sichern und die Vielfalt der regionalen Gastronomie zu erhalten.
Eine lebendige und vielfältige Gastronomieszene ist ein Gewinn und Genuss für uns alle. Lassen Sie uns gemeinsam für den Erhalt dieser wichtigen Institution kämpfen – und für faire Preise. Wir sollten uns bewusst machen, wie viel Arbeit und Leidenschaft hinter jedem Gericht steckt. Gastronomie ist kein Luxus, sondern Lebensqualität. Und die sollte uns allen etwas wert sein.
Es grüßt Sie herzlich vom Monrepos
Marcos Angas
Zur Person:
Marcos Angas ist erster Vorsitzender des DEHOGA Kreisverbandes Ludwigsburg und stellvertretender Direktor des Schlosshotel Monrepos der Finkbeiner Hotel Beteiligungs GmbH & Co. KG auf der Domäne Monrepos in Ludwigsburg.